Wunschzettel
- irisrabensteiner
- 28. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Ich wünsche mir eine Gesellschaft,
die weiß, dass es eine sehr intime und private Entscheidung ist, ein Kind zu kriegen
...anstatt ein frisch verheiratetes Paar beim 1. Hochzeitstag über potenziellen Nachwuchs zu befragen
...die begreift, welch kostbares Geschenk es ist, neues Leben zu schenken
anstatt den Anschein zu erwecken, Familie haben sei der selbstverständliche, nächste Punkt auf unserer To-do-Liste des Lebens
Eine Gesellschaft,
die zu jeder schwangeren Frau sagt: „wow du trägst neues Leben in dir, ich bewundere dich!“
…anstatt über Bauchform und Geschlecht zu debattieren
...die mitfühlt
anstatt Liebe in Wochen und Größe zu messen
Ich wünsche mir eine Gesellschaft,
in der einer frischgebackenen Mami lauthals applaudiert wird, weil sie gerade ein Kind zur Welt gebracht hat
…anstatt die Geburt und all das Drumherum zu kommentieren
...die eine Wöchnerin wie eine Königin behandelt und ihr jeden Wunsch von den Augen abliest
anstatt zu erwarten, dass sie in kürzester Zeit wieder ganz die Alte ist und bedingungslos funktioniert
Eine Gesellschaft,
die wissen will, wie es der Mutter geht
...anstatt als erstes danach zu fragen, wie es mit dem Stillen läuft
die versteht, dass Babys Nähe und unsere unlimitierte Präsenz brauchen - egal wie oft, egal wie intensiv
…anstatt danach zu fragen, ob es denn auch brav ist und ob es nachts schon durchschläft

Ich wünsche mir eine Gesellschaft,
die weiß, dass es herausfordernd sein kann und manchmal auch schwierig
…anstatt zu vermitteln: läuft es nicht gut, dann läuft etwas falsch
...die aufmerksam ist und urteilslos mit offenen Armen bereitsteht, wenn eine Mutter an ihre Grenzen stößt und Hilfe benötigt
anstatt zu propagieren, es läge in ihrer Natur eine gute Mutter zu sein und alles schaffen zu müssen
Eine Gesellschaft,
die den unermüdlichen Einsatz einer Mami sieht, wenn sie ihr Kind so lange trägt, bis es endlich zur Ruhe kommen und einschlafen kann
...anstatt Augen für den staubigen Fußboden und das dreckige Geschirr in der Spüle zu haben
...die es auf selbstverständliche Weise voraussetzt, dass der Vater genauso Verantwortung übernimmt
anstatt ihn voller Begeisterung zu loben und zu bewundern, wenn er von selbst daran denkt, die Windeln zu wechseln oder mit der Babytrage spazieren geht
Ich wünsche mir eine Gesellschaft,
in der Kinder Kind sein dürfen und ernst genommen werden mit all der bunten Palette von Gefühlen - einfach so, wie sie sind
…anstatt aus ihnen kleine Erwachsene zu machen, die kompromisslos funktionieren
...in der eine echte, liebevolle Verbindung zwischen Kindern und Eltern mehr zählt
als dass sie auf Kommando still sitzen können
Eine Gesellschaft,
die Mütter hochleben und spüren lässt, was sie tagtäglich leisten
…anstatt ihr Tun als Selbstverständlichkeit und ursprüngliche Pflicht zu entwerten
...die begreift, was es wirklich bedeutet, Eltern zu sein
anstatt es als belanglose Aufgabe abzutun, die leicht zwischen Job und anderen Pflichten einfach so nebenher läuft
Ja, ich wünsche mir eine Gesellschaft
...die es vielleicht irgendwann gibt



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