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Urlaub

  • irisrabensteiner
  • 29. Okt. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Strahlendes Lächeln, die Sonne küsst unsere Haut.

Im Hintergrund machen sich ein paar Wellen schäumend auf den Weg,

im Sand am Strand zu versinken.

Malerisch. Wildvergnügt. Glücklich. - Das zeigt ein Foto von uns im Urlaub.  


Es ist eine Momentaufnahme, so wie es Fotos immer sind: sie fangen einen Augenblick ein und verewigen ihn, Millisekunden vom Leben – den Rest macht dann unsere Erinnerung. 



Und so war er auch dieser Moment: voller Glück.

Wir hatten viele solcher Momente in unserem Urlaub.

Zu schön um wahr zu sein. Voller Freude und Strahlen.

Voller Lachen und Ausgelassenheit.

Und eifrig habe ich schnell mein Handy geholt, um genau

diesen Augenblick einzufangen, um ihn zu bewahren.

Ihn mit all seinen Gefühlen - weil er so flüchtig ist und

schon der nächste Moment auf seinen Auftritt wartet.  


Ein Moment voller Zweifel, ob es überhaupt die richtige

Entscheidung war in den Urlaub zu fahren, weil bereits die

Hinfahrt zur Zerreißprobe wird, da es unserem Kind nicht

wie erwartet gelingt, im Auto einzuschlafen.  


Ein Moment voller Überforderung für unseren Eineinhalbjährigen,

weil alles so neu ist und so spannend und erst verarbeitet werden möchte. 

 

Ein Moment voller Unzufriedenheit, weil ich es vermisse, einfach mal in der

Sonne zu liegen, ein Buch zu lesen und ein paar Runden im Meer zu schwimmen.  


Ein Moment voller Desillusion, weil wir begreifen, dass der gesamte

Urlaub mehr oder weniger fremdbestimmt sein wird.  


Ein Moment voller Frust, weil es seit Stunden wie aus Kübeln schüttet

und unser Kind seine Laune dementsprechend mit der ganzen Welt teilen will.  


Ein Moment voller Sorge, dass sich unser Kleiner erkältet und krank wird,

weil es plötzlich so gar nicht mehr sommerlich ist mit dem üblen Kopfkino:

krankes Kind im Urlaub – Supergau. 


Ein Moment voller Ratlosigkeit, warum unser Kind plötzlich immer so

früh aufwacht und einfach nicht mehr weiterschlafen möchte und somit

auch wir gezwungenermaßen unerhört früh in den Tag starten müssen.  


Ein Moment voller Stress als für unseren Eineinhalbjährigen eine Welt

zusammenbricht, weil er den tollen Traktor am Strand vom anderen Kind

nicht berühren und erst recht nicht damit spielen darf.  


Ein Moment voller Rastlosigkeit, weil unser Kleiner viel lieber am Strand

herumlaufen möchte, als bei uns sitzen zu bleiben und mit dem Sand zu spielen.  


Ein Moment voller Widerwillen, weil wir zur schönsten Zeit am Abend den Strand

verlassen müssen, um dem Rhythmus von unserem Kind gerecht zu werden. 


Ein Moment voller Sehnsucht, wenn wir daran denken, wie unsere Urlaube

sonst waren: spontan, wild, abenteuerlich, unbändig, zeitlos.  


Ja, auch diese Momente gab es in unserem Urlaub.

Nur werden sie nicht auf einem Foto verewigt,

weil es Augenblicke sind, die man lieber wieder vergessen möchte.

Sie und ihre Gefühle. Und doch gehören sie dazu.

Es ist ein Wechselspiel, ein wiederkehrendes Auf und Ab,

denn Urlaub mit Kleinkind ist manchmal alles und manchmal nichts.  

 

Und so kann es sein, dass sich im Urlaub Momente des Hochgefühls

an Momente der Verzweiflung reihen, Augenblicke der Dankbarkeit

an Augenblicke der Erschöpfung. Sekunden der Erfüllung

an Sekunden des Mangels.  


Es ist ein Tanz und unsere Gefühle singen mit.  

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